Zwei Maler streichen die Wand
HwK Koblenz
Die Malermeister Steffen Tschuck (hinten) und Robert Krutsch haben jüngst ihre Meisterprüfungen bestanden und sich direkt selbstständig gemacht. Die Geschäftslage bewerten beide als gut.

11.04.2025Konjunktur: Handwerk setzt große Erwartungen in einen wirtschaftspolitischen Neustart

Internationale Handelskonflikte, nationale Wirtschaftsstagnation und die längste Rezession seit 20 Jahren: die aktuellen Rahmenbedingungen wirken auch hinein in den Frühjahrskonjunkturbericht des Handwerks, zusammengestellt von der Handwerkskammer (HwK) Koblenz aus 3.000 Betriebsrückmeldungen. „Leider dominieren schlechte Nachrichten das momentane Tagesgeschehen und drücken auf die allgemeine Stimmung. Umso mehr erwarten wir mit Blick auf die Berliner Regierungsbildung ganz klare Entscheidungen im Sinne der mittelständischen Wirtschaft. Denn die dominiert mit über 99 Prozent das Bild der Gesamtwirtschaft in unserem Land und es wäre fatal, kurzsichtig und unprofessionell, Rettungspakete nur für große Industrieunternehmen zu schnüren“, machen Kurt Krautscheid als Präsident und Ralf Hellrich als Hauptgeschäftsführer der HwK deutlich.

Zusammengefasst lauten die Ergebnisse der ersten von zwei großen Umfragen des Jahres 2025: Der Abschwung im Handwerk hält an. Immerhin rechnen viele der befragten Unternehmen – gerade mit Blick auf den erhofften Neustart der nächsten Bundesregierung – mit einer leichten Verbesserung hin zur Jahresmitte. „Wir können nur hoffen, dass sich die Berliner Polit-Akteure ihrer Verantwortung bewusst sind. Denn das, was die Bundesregierung zur Wiederbelebung der Wirtschaftsmacht Deutschland über Maßnahmen beschließt, kann weder ein kleiner Wurf sein noch einer der kleinen Schritte. Insofern sind wir gespannt auf die konkreten Maßnahmen. Bleiben die hinter den gesetzten Erwartungen zurück, steht die neue Bundesregierung von Anfang an unter Druck – zulasten der Wirtschaftslage und mit allen Konsequenzen auf die partei-politische Stimmung im Land“.

Für den aktuellen Konjunkturbericht melden 78 Prozent (Vorjahreswerte in Klammern: 81 %) der befragten Handwerksbetriebe eine gute oder befriedigende Geschäftslage. Einzelne Konjunkturindikatoren wie der Auftragseingang und die Umsatzentwicklung stellen sich rückläufig dar. Die Einschätzungen für die nächsten drei Monate sind leicht optimistischer. Dann gehen 82 Prozent (81 %) der Befragten von einer zufriedenstellenden Geschäftslage aus. „Das könnte das Ende einer dreijährigen Talfahrt werden“, macht die Kammerspitze mit Blick auf die vergangenen Erhebungen deutlich.

Wichtige Konjunkturindikatoren wie die Betriebsauslastung, die Umsatzentwicklung oder die Investitionsbereitschaft haben sich nach den Ergebnissen der aktuellen Konjunkturumfrage verringert.

Beurteilung der Geschäftslage nach Gewerkegruppen

Von den Baubetrieben, wie Maurer und Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker oder Straßenbauer, informieren aktuell 76 Prozent (74 %) über eine gute oder zufriedenstellende Geschäftslage. Bei den Betrieben der Ausbauhandwerke wie Tischler, Maler, Installateure und Heizungsbauer, Elektrotechniker oder Fliesenleger ist der Wert dagegen gesunken auf 78 Prozent (81 %). Von den Betrieben der Handwerke für den gewerblichen Bedarf wie etwa Feinwerkmechaniker, Kälteanlagenbauer, Metallbauer oder Gebäudereiniger bewerten aktuell 78 Prozent (86 %) die Lage mit gut oder befriedigend, von den Betrieben aus dem Kfz-Handwerk geben ebenfalls 78 Prozent (90 %) der Befragten eine gute oder befriedigende Einschätzung ab. Dies ist in beiden Gewerkegruppen im Frühjahr 2025 ein deutlicher Rückgang. Von den befragten Betrieben der Nahrungsmittelhandwerke wie Bäcker, Konditoren und Fleischer geben 70 Prozent (85 %), von den Betrieben der personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe wie Friseure, Kosmetiker oder Schumacher 80 Prozent (81 %) eine gute oder zufriedenstellende Geschäftslage an. Von den befragten Betrieben der Gesundheitsgewerbe wie Augenoptiker, Zahntechniker, Hörakustiker und Orthopädietechniker melden im Frühjahr 2025 sogar 100 Prozent (77 %) eine gute oder befriedigende Geschäftslage.

Betriebsauslastung und Umsatzentwicklung weiter rückläufig

Die Kapazitätsauslastung hat sich im Frühjahr 2025 zum dritten Mal in Folge verschlechtert. 65 Prozent (71 %) der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Koblenz geben an, mindestens zu 70 Prozent ausgelastet zu sein. Der Auftragsvorlauf hat sich ebenfalls auf 11,2 Wochen (11,9 Wochen) reduziert. Die Umsatzentwicklung ging zurück: aktuell geben 16 Prozent (18 %) der Befragten an, dass die Umsätze gestiegen sind, 44 Prozent (44 %) geben gleich hohe Umsätze gegenüber dem Vorquartal an, 40 Prozent (38 %) müssen Umsatzeinbußen hinnehmen.

Beschäftigungsentwicklung rückläufig, Investitionstätigkeit verhalten

9 Prozent (9 %) der befragten Betriebe stellen im ersten Quartal diesen Jahres Mitarbeiter ein, 19 Prozent (20 %) müssen Personal entlassen. 72 Prozent (71 %) der befragten Betriebe haben in diesem Jahr noch keine personellen Veränderungen vorgenommen. Perspektivisch befürchten 15 Prozent (13 %) in den nächsten drei Monaten Personal entlassen zu müssen, 12 Prozent (12 %) möchten mehr Personal beschäftigen.

Die Investitionstätigkeit der Handwerksbetriebe hat sich leicht verschlechtert. 14 Prozent der Befragten (16 %) geben höhere Investitionen an, 46 Prozent (46 %) haben zumindest gleich hohe Investitionen getätigt, 40 Prozent (38 %) der Befragten geben geringere Investitionen an. Das Investitionsvolumen ist im ersten Quartal 2025 leicht gesunken. Der Anteil investierender Betriebe im Kammerbezirk beträgt aktuell 57 Prozent (58 %) bei einer durchschnittlichen Investitionssumme pro Betrieb von 28.000 Euro (37.000 Euro).

Prognosen im Handwerk leicht optimistischer

Aktuell erwarten 82 Prozent (81 %) der Handwerksbetriebe in den nächsten drei Monaten eine gute und zufriedenstellende Geschäftslage. Für den Sommer rechnen 73 Prozent (74 %) der befragten Handwerker mit Wachstumsimpulsen, 27 Prozent (27 %) befürchten Umsatzrückgänge. 26 Prozent der befragten Unternehmen (23 %) gehen in den nächsten drei Monaten von einem steigenden Auftragsvolumen, 57 Prozent (56 %) von Konstanz aus. Die zukünftige Investitionsbereitschaft wird von 61 Prozent (60 %) der Betriebe als konstant oder steigend angegeben, 39 Prozent (40 %) der Befragten möchten geringere Investitionen tätigen.

Zahlen und Fakten zur Wirtschaftskraft des Handwerks

Aktuell sind bei der Handwerkskammer Koblenz rund 21.900 Betriebe eingetragen mit etwa 109.000 Beschäftigten. 7.331 Handwerkslehrlinge werden momentan durch das Handwerk im Kammerbezirk Koblenz ausgebildet, 2.841 neue Ausbildungsverhältnisse konnten im Jahr 2024 abgeschlossen werden.

Informationen zu Einzelheiten der Frühjahrsbefragung 2025 bei der Handwerkskammer Koblenz,
Tel. 0261/ 398-161, presse@hwk-koblenz.de, www.hwk-koblenz.de

Konjunkturlage im Handwerk im nördlichen Rheinland-Pfalz verhalten

Die Beurteilung der aktuellen Wirtschaftslage im Handwerk im Kammerbezirk Koblenz ist nach wie vor verhalten. Im Frühjahr 2025 geben im nördlichen Rheinland-Pfalz über alle Handwerke 78 Prozent der Befragten ein gutes oder befriedigendes Geschäftsklima an, Anfang 2024 waren es 81 Prozent. Die Prognosen sind leicht optimistischer. 82 Prozent der Handwerksbetriebe in der Region Mittelrhein gehen davon aus, dass sich ihre Geschäftslage zum Sommer hin verbessert oder gleichbleibt.



 

Jörg Diester

Leitung Pressestelle

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