13.04.2022 - Frühjahrsumfrage 2022 der HwK KoblenzWirtschaftslage im Handwerk: Konjunktur trotz Ukrainekrieg stabil
Die negativen Faktoren für eine Gesamtbetrachtung der Wirtschaft sind in dieser Kombination selten wie massiv: der Ukrainekrieg mit seinen geopolitischen Auswirkungen, steigende Energiepreise, Störungen weltweiter Lieferketten und Verknappung einiger Ausgangsmaterialien, die immer noch beachtlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie wie auch eine Inflation auf Rekordniveau, zudem eine Verunsicherung mit Blick auf die weitere Entwicklung der Krisenherde drücken die Gesamtstimmung deutlich.
Dennoch zeigt sich die aktuelle Wirtschaftslage im Handwerk im nördlichen Rheinland-Pfalz insgesamt weiter stabil und auf einem guten Niveau. Von den 2.800 befragten Betrieben aus dem Kammerbezirk der Handwerkskammer (HwK) Koblenz melden aktuell 88 Prozent eine gute oder befriedigende Geschäftslage. Einzelne Konjunkturindikatoren wie der Auftragseingang und die Umsatzentwicklung stellen sich ebenfalls positiv dar. Nur die Einschätzungen für die nächsten drei Monate sind verhaltener. Dafür gehen noch 80 Prozent der Befragten von einer zufriedenstellenden Geschäftslage aus. „Der Krieg in der Ukraine macht uns sehr betroffen. Viele Menschen sind auf der Flucht und haben ihr zu Hause verloren. Die Auswirkungen dieses Krieges sind auch international zunehmend von Bedeutung. Lieferengpässe unterschiedlichster Materialien und Vorprodukte, steigende Preise von Rohstoffen und im Energiesektor belasten unsere Betriebe, der Preisdruck auf die Unternehmen steigt. Dennoch blicken viele Handwerker optimistisch und zufrieden auf ihre Geschäftslage“, kommentieren HwK-Präsident Kurt Krautscheid und Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich die neuesten Ergebnisse der Konjunkturbefragung.
Beurteilung der Geschäftslage nach unterschiedlichen Gewerkegruppen
Über alle Branchen hinweg wird die Geschäftslage mit gut und befriedigend in einer Bandbreite von 59 bis 95 Prozent (28% bis 90 %) bewertet. Von den Bauhandwerken wie Maurer und Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker oder Straßenbauer informieren 94 Prozent und von den Betrieben der Ausbauhandwerke wie Tischler, Maler, Installateure und Heizungsbauer, Elektrotechniker oder Fliesenleger 95 Prozent über eine gute oder zufriedenstellende Geschäftslage. Bei den Handwerkern für den gewerblichen Bedarf wie etwa Feinwerkmechaniker, Kälteanlagenbauer, Metallbauer oder Gebäudereiniger bewerten aktuell 90 Prozent die Lage mit gut oder befriedigend. Von den Betrieben der Nahrungsmittelhandwerke wie Bäcker, Konditoren und Fleischer geben 83 Prozent und von den Betrieben aus dem Kfz-Handwerk 72 Prozent der Befragten eine gute oder befriedigende Einschätzung ab. Nur 59 Prozent der Betriebe der personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe wie Friseure, Kosmetiker oder Schumacher sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden.
Betriebsauslastung und Umsatzentwicklung zufriedenstellend
Die Kapazitätsauslastung hat sich im Frühjahr 2022 verbessert. 77 Prozent (64 %) der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Koblenz geben an, mindestens zu 70 Prozent ausgelastet zu sein. Der Auftragsvorlauf hat sich ebenfalls auf 14,2 Wochen (10,8 Wochen) erhöht. Auch die Umsatzentwicklung hat sich leicht verbessert: aktuell geben 30 Prozent (15 %) der Befragten an, dass die Umsätze gestiegen sind, 41 Prozent (41 %) geben gleich hohe Umsätze gegenüber dem Vorquartal an, 29 Prozent (44 %) müssen weiterhin Umsatzeinbußen hinnehmen.
Beschäftigungsentwicklung verhalten, zunehmende Investitionsbereitschaft
10 Prozent (10 %) der befragten Betriebe stellen im ersten Quartal diesen Jahres Mitarbeiter ein, 17 Prozent (13 %) müssen Personal entlassen. 73 Prozent (77 %) der befragten Betriebe haben in diesem Jahr noch keine personellen Veränderungen vorgenommen. Perspektivisch befürchten 9 Prozent (10 %) in den nächsten drei Monaten Personal entlassen zu müssen, 15 Prozent (12 %) möchten mehr Personal beschäftigen.
Die Investitionsbereitschaft ist im ersten Quartal 2022 gestiegen. Der Anteil investierender Betriebe im Kammerbezirk beträgt aktuell 50 Prozent (46 %) bei einer durchschnittlichen Investitionssumme pro Betrieb von 36.000 Euro (20.000 Euro).
Prognosen im Handwerk eher verhalten
Aktuell erwarten 80 Prozent (86 %) der Handwerksbetriebe in den nächsten drei Monaten eine gute und zufriedenstellende Geschäftslage. Für den Sommer rechnen 82 Prozent (79 %) der befragten Handwerker mit Wachstumsimpulsen, 18 Prozent (21 %) befürchten Umsatzrückgänge. 27 Prozent der befragten Unternehmen (30 %) gehen in den nächsten drei Monaten von einem steigenden Auftragsvolumen, 57 Prozent (53 %) von Konstanz aus. Die zukünftige Investitionsbereitschaft wird von 65 Prozent (66 %) der Betriebe als konstant oder steigend angegeben, 35 Prozent der Befragten möchten geringere Investitionen tätigen.
Beratungsangebot der HwK Koblenz
Mit passgenauen Beratungsleistungen unterstützt die HwK ihre Mitgliedsbetriebe, ob in betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Fragen, technologischen Transformationsprozessen oder Digitalisierungsvorhaben sowie zu den aktuellen Themen rund um das Coronavirus, die Hochwasserhilfe oder den Ukrainekonflikt.
Zahlen und Fakten zur Wirtschaftskraft des Handwerks
Aktuell sind bei der Handwerkskammer Koblenz rund 20.860 Betriebe eingetragen. Dies entspricht 39 Prozent aller Handwerksbetriebe in Rheinland-Pfalz. 7.809 Handwerkslehrlinge werden momentan durch das Handwerk im Kammerbezirk Koblenz ausgebildet, 2.876 neue Ausbildungsverhältnisse konnten im Jahr 2021 abgeschlossen werden.
Grafik: Stabile Konjunktur im Handwerk im nördlichen Rheinland-Pfalz
Informationen zu Einzelheiten der Frühjahrsbefragung 2022 bei der Handwerkskammer Koblenz,
Tel. 0261/ 398-161, presse@hwk-koblenz.de