Eine Lehrgangsgruppe in der Laserhalle des Kompetenzzentrums der HwK Koblenz
HwK Koblenz
Lehrling David Jabs (rechts) vom Ausbildungsbetrieb Müller Lkw Fahrzeugbau in Andernach/Eich gehört zur aktuellen Lehrgangsgruppe, die in der Laserhalle des Kompetenzzentrums der HwK Koblenz von Ausbildungsmeister Nico Weissgerber darin geschult wurde, Karosseriestrukturen dreidimensional zu vermessen.

03.01.2023 - Karosserieschäden mit Hightech aufspürenVermessen(d)e Azubis

Die unbeschädigte Rohkarosserie eines Porsche Cayman Typ 987c eignet sich ideal, wenn man üben will, unterschiedlichste Karosseriestrukturen zu vermessen. Genau das ist jetzt bei der Handwerkskammer (HwK) Koblenz möglich. Ihr wurde ein solches Referenzfahrzeug von Lothar Surges, Meister im Kraftfahrzeugmechaniker-Handwerk aus Kesseling (Landkreis Ahrweiler), zur Verfügung gestellt.

HwK-Ausbildungsmeister Nico Weissgerber erklärt, warum das ein Glücksfall ist: „Es könnte kaum ein besseres Schulungsfahrzeug geben! Gerade Porsche stellt besondere Anforderungen an die verpflichtende Vermessung der eigenen Karosserien, wenn ein Reparaturbetrieb einen Unfallschaden nach Herstellervorgabe beheben will. Porsche gibt für die Vermessung bis zu 250 Messpunkte durch die originalen CAD-Daten digital vor. Die können hier unter Werkstattbedingungen mit einem dreidimensionalen Messsystem am Fahrzeug ausgelesen und mit den Daten des Herstellers abgeglichen werden.“ Die Punkte verraten genau, ob und wo eine Verformung der Karosseriestruktur eingetreten ist.

Verformungen am Fahrzeug sind oft schlecht zu erkennen. Mittlerweile gehört es jedoch zum Werkstattalltag, genau diese zu finden. Eine der Übungen, die die angehenden Karosserie- und Fahrzeugbauer im zweiten oder dritten Lehrjahr bei ihrer überbetrieblichen Ausbildung (ÜLU) trainieren, ist daher das präzise Messen und Erfassen verschiedener Karosseriebauteile. Dieses Training findet in der Laserhalle im Kompetenzzentrum der HwK Koblenz nun unter optimalen Bedingungen statt. Auf dem Karosserieblech des Cayman befindet sich ausschließlich die originale Werksgrundierung mit kathodischer Tauchlackierung. So können verschiedenste Fügetechniken ideal veranschaulicht und besprochen werden. An vollständig beschichteten Straßenfahrzeugen wären sie nicht sichtbar. Außerdem fehlen an der „nackten“ Übungskarosserie des Porsche störende Materialien wie Unterbodenschutz, Dichtungsmassen und Verkleidungen.

Die Azubis freuen sich über das optimale Training. Madeleine Nermerich wird im Handwerksunternehmen Heymann in Nastätten ausgebildet. Das Unternehmen beschäftigt in Nastätten, Geisig und Koblenz mehr als 100 Mitarbeiter in den Bereichen Fahrzeuglackierung, Karosseriebau und Fahrzeugtechnik, Malerbetrieb und Werbetechnik. Madeleine ist eine von 18 Auszubildenden. Sie hat das 3D-Vermessungssystem im Betrieb bereits kennengelernt. „Der Porsche hat die besten Messpunkte“, berichtet sie. Bei „Standardautos“ müsse man manchmal zusätzlich Messpunkte erstellen, da die vorgegebene Auswahl oft nicht ausreiche, ergänzt Nico Weissgerber. Er ist froh, dass man an der Sportwagen-Karosserie so präzise an der rohen Struktur üben kann. Doch damit ist der Lehrgang nicht zu Ende. In der Schulung werden auch bewusst eventuelle Messfehler transparent ermittelt und in der Azubi-Gruppe analysiert. Zum Abschluss gehört schließlich noch eine aussagekräftige Dokumentation mit grafischen und tabellarischen Messprotokollen. Die ist nach jeder Vermessung notwendig und wird computergestützt erstellt.

Nico Weissgerber freut sich über das Interesse in dem fachlich breit aufgestellten Lehrgang: „Die Karosserie- und Fahrzeugbauerlehrlinge lernen hier unter idealen Bedingungen, Mess- und Prüfergebnisse zu erfassen, zu bewerten und Reparaturwege abzuleiten.“ Man sei sehr dankbar, dass Lothar Surges der HwK Koblenz diese Karosserie vermittelt habe. Surges ist Geschäftsführer von Auto Surges AMC-Service in Kesseling, im Vorstand der Kfz-Innung Ahrweiler, und unter anderem in der Gesellenprüfungskommission der HwK. Er hat gute Kontakte zum Unternehmen E-Unit am Nürburgring. Als er dort erfuhr, dass die Rohkarosserie für eine Löschübung genutzt und dabei zerstört werden sollte, wurde er aktiv. Er schlug vor, sie lieber für Schulungszwecke zu nutzen, denn in keinem Fall hätte die Karosserie noch für den Straßenverkehr genutzt werden dürfen. So brachte Lothar Surges die Karosserie nach Koblenz und stellte vertraglich sicher, dass sie nur zu Schulungszwecken eingesetzt wird. Er habe sehr gern geholfen, unterstreicht er rückblickend, den Kontakt herzustellen und die Karosserie zu vermitteln.

Weitere Informationen gibt bei der Handwerkskammer Koblenz Nico Weissgerber, Telefon 0261 398-542, nico.weissgerber@hwk-koblenz.de

 

HwK-Pressestelle

Jörg Diester

Jörg Diester
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