Kurt Krautscheid
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Kurt Krautscheid ist Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der rheinland-pfälzischen Handwerkskammer, Mitglied im Präsidium des Zentralverbands des Deutschen Handwerks und Präsident der Handwerkskammer Koblenz.

07.09.2022 - Handwerk kritisiert partielle Krisenbearbeitung - es fehlt ein Gesamtplan der den Mittelstand berücksichtigt Toxischer Krisen-Cocktail: Gas und Strom sind das neue Corona

Kurt Krautscheid als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der rheinland-pfälzischen Handwerkskammer kritisiert das jüngste Entlastungspaket der Bundesregierung deutlich und fordert neben einer Nachbesserung insbesondere eine komplexe Krisenbearbeitung, die alle Teile der Wirtschaft berücksichtigt und nicht nur die Sicherstellung der Energieversorgung. „Wir gehen davon aus, dass es ein viertes Entlastungspaket geben wird, das die notwendige Unterstützung des Mittelstandes berücksichtigt. Was bislang vorliegt, geht an den Realitäten des Handwerks vorbei - ohne direkte Hilfe, sondern über Umwege und zeitverzögert.“

Krautscheid spricht von einem toxischen Krisen-Cocktail, unter dem der Mittelstand und das Handwerk leide. „Mit Ausbruch von Corona wurde der Gesundheitssektor als Zentrum einer Krisenbearbeitung definiert. Bildung, öffentliches Leben, Wirtschaft mit Handwerk, Handel, Industrie und Tourismus und deren berechtigte Interessen wurden untergeordnet und man ging offensichtlich davon aus, irgendwann könne man ansatzlos in den Normalzustand zurückkehren. Ein Trugschluss, denn weitere Krisen entwickelten sich und schlossen sich nahtlos an“. Der Sprecher des Gesamthandwerks im Land und Inhaber eines Dachdeckerbetriebes nennt Materialknappheit, Störung der Lieferketten und massive Preiserhöhungen im Einkauf. „Nun galoppieren uns die Energiekosten davon und die Frage steht im Raum: wer soll die Zeche für eine Verdrei- oder sogar Vervierfachung bezahlen? Im Entlastungspaket der Bundesregierung steckt zwischen den Zeilen die Antwort: der Mittelstand.“

Denn Inhalte des Hilfspakets zielen auf eine Versorgungssicherheit, nicht aber auf eine Abfederung und Stabilität der Preise. „Es wird über massive Finanzhilfen für den Energiehandel debattiert. Und auch Studenten und Rentner zu unterstützen, dass sie warm durch den Winter kommen, ist gut gemeint. Doch die finanzielle Unterstützung setzt so nur oben und unten an im System und ignoriert die breite Mitte.“ Gemeint sind damit aus seiner Sicht die mittelständischen Unternehmen als Säule der gesamtdeutschen Wirtschaft. „Die sollen nun also schauen, wie sie eigenverantwortlich und sich selbst überlassen irgendwie durch diese Krise kommen!?“ Genau das, so Krautscheid, habe man seitens des Handwerks schon vor der Meseberger Kabinettsklausur der Bundesregierung verhindern wollen und einen Handlungsvorschlag unterbreitet, der eine „Energiekostenabfederung“ für kleine und mittlere Betriebe vorsah. Die beschreibt konkret eine Energiepreisbremse und vor allem auch Möglichkeiten direkter Härtefallhilfen. „Nicht über Umwege und zeitverzögert, sondern direkt in den Betrieben müssen die Maßnahmen ankommen! Dazu haben wir der Bundesregierung über den Zentralverband des Deutschen Handwerks sehr konkrete Vorschläge unterbreitet, die sich allerdings im Entlastungspaket nicht wiederfinden“.

Krautscheid mahnt ein umsichtiges wie umfassendes Krisenmanagement an, „das auch in der jetzigen Lage Gesamtauswirkungen analysiert und Vorkehrungen trifft. Der Blick muss über singuläre Ereignisse hinausgehen und auch Wechselwirkungen einschließen, aus denen neue Probleme resultieren können. Nur so werden wir uns vor die Krise setzen und diese in den Griff bekommen.“

Stattdessen habe man dem Handwerk Energiesicherungsverordnungen übersandt, die über kurz- und mittelfristige Maßnahmen zur Energieeinsparung beitragen sollen. Darin wird das dauerhafte Offenhalten von Ladentüren und Eingangssystemen in Geschäftsräumen untersagt oder auch Leuchtreklame von 22 bis 16 Uhr des Folgetages. „Leider haben wir keine Hinweise finden können, die dem Handwerk selbst helfen“, kritisiert Krautscheid und fordert dringende Nachbesserungen im Sinne des Mittelstandes wie auch einen „Masterplan“, „der die Interessen der Gesamtgesellschaft berücksichtigt. Ein erster Schritt ist das vierte Entlastungspaket, das die Lücken des dritten im Sinne des Mittelstandes schließt.“

 

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Jörg Diester

Jörg Diester
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