19.07.2024Schulfreie Zeit im Sommer richtig nutzen
Wie geht es nach dem Schulabschluss weiter? Das ist die große Frage, die viele Schüler gegen Ende ihrer Schulzeit umtreibt. Auch der 17-jährige Pierre Mosbach aus Eitelborn wusste bis vor Kurzem noch nicht, welchen beruflichen Weg er einschlagen möchte. Dank der „Freiwilligen Handwerkszeit im Westerwaldkreis“, einem Projekt der Handwerkskammer (HwK) Koblenz und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Westerwaldkreis mbH (wfg), hat er nun die Antwort gefunden. Im August startet der „Praktikant von heute und Auszubildende von morgen“ seine Lehre als Fliesen-, Platten- und Mosaikleger bei der Werkgut Weimbs GmbH & Co.KG in Montabaur.
Über diese gelungene Zusammenführung freut sich ebenso Martin Gilles, Coach für betriebliche Ausbildung bei der HwK Koblenz. Er hatte Pierre in den Handwerksbetrieb vermittelt, nachdem Anna-Maria Biermann, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit in Montabaur, dessen Potenzial erkannt und den Kontakt hergestellt hatte. Schnell stand nach dem ersten Gespräch mit dem HwK-Ausbildungscoach fest: Pierre möchte die Chancen der „Freiwilligen Handwerkszeit“ nutzen, um sich nacheinander in mehreren Handwerksberufen auszuprobieren.
Doch alles Weitere erübrigte sich rasch, nachdem sich bereits das erste Praktikum als Fliesen-, Platten- und Mosaikleger zum Volltreffer entpuppte. Sowohl der vorangegangene Lehrgang in den Werkstätten der HwK in Koblenz als auch die anschließende praktische Erfahrung im Betrieb begeisterten den jungen Handwerker auf Anhieb. „Während die Schulzeit einige Herausforderungen für mich bereithielt, bin ich in den letzten Wochen viel erwachsener geworden. Gleich zu Beginn meines Praktikums hatte ich einen Aha-Moment, als mir erklärt wurde, wie Fliesen richtig bestrichen werden. Da habe ich gemerkt, wie viel Spaß es machen kann, Neues gezeigt zu bekommen, es zu lernen und es dann selbst umsetzen zu können“, berichtet Pierre.
Das überzeugte auch Christian Weimbs, Geschäftsführer der Werkgut Weimbs GmbH & Co.KG, und sein Team. „Ich gebe jungen Menschen gerne eine Chance und helfe ihnen, sich persönlich und beruflich zu entwickeln, denn es ist ein Gewinn für beide Seiten. Pierre hat die Möglichkeit, eine gute Ausbildung zu erhalten und einen tollen Beruf zu erlernen. Ich habe die Aussicht, später einen weiteren, bestens qualifizierten Gesellen zu meinen Mitarbeitern zählen zu können“, betont der 53-Jährige, der sich bereits 1995 im Alter von nur 24 Jahren als Fliesenlegermeister selbstständig machte. Auch Pierres Vater, Peter Mosbach, ist glücklich, dass sein Sohn durch die „Freiwillige Handwerkszeit im Westerwaldkreis“ „etwas gefunden hat, in dem er eine berufliche Zukunft sieht“.
„Die Erfolgsgeschichten der ‚Freiwilligen Handwerkszeit im Westerwaldkreis‘ zeigen: Praktika sind ein guter Weg, verschiedene Berufe auszuprobieren und den richtigen Karriereweg für sich zu finden. Pierre gehört als angehender Fliesen-, Platten- und Mosaikleger nun zu den bislang 13 von insgesamt 18 Teilnehmern, die seit dem Start des Projekts im Jahr 2022 den Einstieg ins Berufsleben gefunden haben. Das ist eine beachtliche Quote“, bestätigt Jens Fiedermann, Leiter des Ausbildungswesens bei der HwK Koblenz. „Auch die schulfreie Zeit in den Sommerferien bietet eine gute Gelegenheit, sich beruflich umzuschauen. Unsere Lehrstellenbörse unter www.hwk-koblenz.de/lehrstellen hält viele Praktika- und Ausbildungsplätze bereit – sowohl im Westerwaldkreis als auch in den anderen Gebieten im nördlichen Rheinland-Pfalz.“
Auskunft zur „Freiwilligen Handwerkszeit im Westerwaldkreis“ und den Beratungsangeboten der Kammer rund um die Ausbildung im Handwerk gibt bei der HwK Koblenz Jens Fiedermann, Leiter des Ausbildungswesens, Tel. 0261/ 398-351, jens.fiedermann@hwk-koblenz.de
Im Detail: Die „Freiwillige Handwerkszeit im Westerwaldkreis“
Seit dem Jahr 2022 ist die „Freiwillige Handwerkszeit im Westerwaldkreis“ Teil der bereits seit 2015 existierenden Kampagne „Hände hoch fürs Handwerk“, in deren Rahmen sich die Handwerkskammer (HwK) Koblenz, die Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald (KHS) und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Westerwaldkreis (wfg) gemeinsam engagieren. Ziel ist es, die Vorstellung von Handwerksberufen zu aktualisieren, die vielfältigen Chancen im Handwerk aufzuzeigen, die gesellschaftliche Bedeutung hervorzuheben und die Wertschätzung zu fördern. Hierbei unterstützt auch die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Montabaur das Projekt in hervorragender Weise und warb in der Vergangenheit an sämtlichen Schulen im Westerwaldkreis zur Teilnahme.
Bislang haben 13 von insgesamt 18 Teilnehmern über die „Freiwillige Handwerkszeit im Westerwaldkreis“ den Einstieg in die duale Ausbildung und somit ins Berufsleben gefunden. Von März bis September bietet das Projekt die Gelegenheit, in den präferierten Handwerksberufen über mehrere Wochen hinweg Praxiserfahrung in verschiedenen Betrieben aus der Region zu sammeln. Der Einstiegsbeginn ist variabel möglich. Zweiwöchige Lehrgänge im Berufs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer in Koblenz bereiten bestens auf die betrieblichen Praktika vor. Die Teilnehmer erhalten ein monatliches Taschengeld von 600 Euro. Zusätzlich kann die durch die Handwerkskammer zertifizierte „Freiwillige Handwerkszeit im Westerwaldkreis“ für bestimmte Studiengänge als notwendiges Vorpraktikum oder als Verkürzung einer sich daraus ergebenden Ausbildung angerechnet werden.