HwK-Seminar gibt Hilfestellung und fördert Erfahrungsaustausch.Krisen und Trauer am Arbeitsplatz bewältigen
Simmern/Koblenz. Das von der Handwerkskammer (HwK) Koblenz am 16. März in Simmern und am 22. März in Koblenz veranstaltete Seminar „Chefsache – Resilienz und Trauerbegleitung am Arbeitsplatz“ stieß bei über 50 Besuchern auf großes Interesse. Das Seminar war Auftakt des Jahresprogramms 2017 des vom rheinland-pfälzischen Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie und des Europäischen Sozialfonds geförderten Projektes „Handwerk – vital & demografiefest (Hvd)“ für kleine und mittlere Handwerksunternehmen. Es wurde veranstaltet in Kooperation mit dem HwK-Projekt „Trauerbegleitung am Arbeitsplatz“.
Im Vortragsteil erläuterte zunächst Michaela Haas, Heilpraktikerin für Psychotherapie, dass Krisen zugleich Gefahren und Chancen darstellten. Als Grundlage für nährenden Optimismus gebe es allerdings innere Stützen für Widerstandskraft (Resilienz), die teils angeboren, teil erworben werden und individuell ausgeprägt seien. Dazu gehörten: Realismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, Verlassen der Opferrolle, Übernahme von Verantwortung, Zukunftsplanung und Netzwerken. Empfohlen wurde, das Gedankenmachen auf eine bestimmte Uhrzeit zu verschieben, sich von Miesmachern fernzuhalten, für Ablenkung zu sorgen, sich regelmäßig zu bewegen und rechtzeitig Erholungsphasen einzulegen, schließlich ein positives Tagesende anzustreben.
Laut Dr. Ursula Engelfried-Rave von der Uni Koblenz-Landau weise Trauer immer unterschiedliche Reaktionen auf schmerzhafte Verlusterfahrungen auf, die im Normalfall nach einer gewissen Zeit wieder abklingen und die Neuanpassung an den Arbeitsalltag ermögliche. Für Chefs bedeuteten Todesfälle – seien es Mitarbeiter oder Angehörige von Mitarbeitern – jedoch immer ein Dilemma: Einerseits müsse der Betriebsablauf weitergehen, andererseits hätten sie aber auch Fürsorgepflichten, die menschliche Zuwendung verlange. Wichtig sei es, abhängig vom Typus des Trauernden zu reagieren; das könne einerseits bedeuten, Hilfe zu organisieren oder auch den Trauernden vor einer Selbstüberforderung zu bewahren. Unternehmensspezifische Rituale seien für die Belegschaft sinnvoll und notwendig. Absolutes no go sei dagegen die Aberkennung von Trauer, die zum Negativ-Image für die Unternehmenskultur führe, die Mitarbeitermotivation senke, den sozialen Rückzug des trauernden Mitarbeiters sowie psychische und Langzeiterkrankungen auslösen könne, schließlich Produktionsausfall, Qualitätseinbußen und Umsatzrückgang.
Der anschließende Diskussionsteil erfolgte in Form eines World-Cafés. An vier Thementischen wurden lebhaft Erfahrungen ausgetauscht und konstruktive Lösungen gesucht zu den Leitfragen: „Wie können wir würdig und individuell von Verstorbenen Abschied nehmen?“ moderiert von Bestatter Christoph Jung; „Wie sind Trauerreaktionen zu erkennen und zu verstehen?“ mit Trauerbegleiterin Angelika Bening; „Wie können wir aus Krisen gestärkt hervorgehen?“ mit Heilpraktikerin Michaela Haas sowie „Was ist zu tun, wenn der Chef stirbt?“ unter Moderation von HwK-Betriebsberater Alexander Baier bzw. Erika Leyh.
Projektleiter Dr. Lothar Greunke zog am Ende das Resümee: „Die Bewältigung von Krisen und Trauer können durch Initiative, Führung und Kommunikation am Arbeitsplatz wirksam unterstützt werden!“
23.03.2017
Pressestelle
Weitere Informationen zum Projekt "Krisen- und Trauerbegleitung am Arbeitsplatz" bei der HwK Koblenz, Telefon 0261 398-141