Karsten Lucke, Ralf Hellrich und Kurt Krautscheid bei einem Gespräch in einer Werkstatt des HwK-Bildungszentrums.
HwK Koblenz
In den HwK-Bildungszentren ging es beim Besuch von Karsten Lucke (MdEP; von rechts) auch um die sich ständig ändernden technischen Standards der beruflichen Aus- und Weiterbildung, so im Bereich der Robotik und Automatisierungstechnik von Fertigungs- und Produktionsabläufen, erläutert durch HwK-Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich und Präsident Kurt Krautscheid.

20.12.2022 - EU-Parlamentarier Karsten Lucke zum Informationsaustausch bei der HwK KoblenzHandwerk gestaltet Entwicklung Europas mit

Natürlich kennt Karsten Lucke als Mitglied des Europäischen Parlaments (MdEP) die aktuellen Schlagzeilen um seinen Brüsseler Arbeitsort wie er auch um die weitläufige, dabei wenig konkrete Meinung zu einem EU-Entscheidungsgremium weiß, das „weit weg ist“ von den alltäglichen Sorgen und Nöten der Menschen zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen. Gerade deshalb ist dem EU-Parlamentarier Lucke wichtig, intensiv wie transparent seine Arbeit zu vermitteln und den Austausch zu suchen. Jüngst kam er dafür in die Handwerkskammer (HwK) Koblenz und informierte sich nicht nur über handwerksrelevante Themen auf europäischer Ebene wie nachhaltige Finanzierung, Taxonomie oder EU-Lieferkettengesetz. Beim Rundgang durch die Bildungswerkstätten der HwK gab es durch HwK-Präsident Kurt Krautscheid und Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich auch Informationen und Einblicke zu Ausbildung, technische Standards und Perspektiven bis hin zu Energieeinsparpotentialen dank modernster technischer Anwendungen in der Bildung und Qualifizierung.

Karsten Lucke ist seit 2022 Mitglied in der Fraktion der progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament. Als Ortsbürgermeister seiner Heimatgemeinde Lautzenbrücken und erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Bad Marienberg im Westerwald kann er aber auch auf eine starke regionalpolitische Verwurzelung verweisen. „Kommunalpolitik erdet und man bleibt wirklich nah bei den Menschen“. Werte, die ihm auch als EU-Parlamentarier wichtig sind „und natürlich zählt der permanente Austausch mit Menschen aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft dazu. Wenn aktuell Lobbyismus und dessen Einflussnahme auf politische Prozesse die Nachrichtenlage – leider negativ – bestimmt, so gibt es durchaus auch den positiven Lobbyismus. Denn viele Entscheidungen und Entwicklungen, die wir auf EU-Ebene gestalten und prägen, sind ohne Kontakte – auch hinein in die Wirtschaft – gar nicht im Sinne der Menschen, die wir vertreten, möglich.“ Dazu zählt für Lucke auch der Besuch einer Handwerkskammer. „Hier kriege ich wertvolle Infos und Tipps aus erster Hand, die es nur im direkten Austausch geben kann.“

So zum Thema nachhaltige Finanzierung. Denn im Rahmen des Green Deal strebt die EU-Kommission an, bis zum Jahr 2050 eine klimaneutrale Gestaltung Europas zu erreichen. Insgesamt sollen Nachhaltigkeitsaspekte in der EU stärker in die Entscheidungsfindung von Finanzmarktakteuren einfließen. Das Herzstück des EU-Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums bildet ein Klassifizierungssystem für die Nachhaltigkeitsbeurteilung wirtschaftlicher Aktivitäten – die sogenannte Taxonomie. Zur Verwirklichung dieser Zielsetzungen bedarf es jedoch deutlich mehr Daten, als momentan von Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Dadurch entsteht ein Zusammenhang mit dem Themenkomplex der Unternehmensoffenlegung und der europäischen ‚Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen‘. Nachhaltiges Handeln ist für das Handwerk kein Trend, sondern ein über Jahrhunderte gewachsener und bestimmender Bestandteil seiner Identität und Werte. Das Handwerk war, ist und bleibt ein der Nachhaltigkeit verpflichteter Wirtschafts- und Gesellschaftsbereich. Beispielhafte Belege hierfür sind qualitativ hochwertige und langlebige Produkte, ein sorgsamer Einsatz von Ressourcen sowie nicht zuletzt auch die große Bereitschaft, nachfolgenden Generationen eine gute Berufsausbildung zu ermöglichen. Insofern spielt das Handwerk eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Taxonomie „und wir wenden uns an die EU mit der Bitte, zukünftige Entscheidungen für eine nachhaltige Finanzierung insbesondere auf die Praxistauglichkeit für kleine und mittlere Unternehmen abzustellen“, so Kurt Krautscheid und Ralf Hellrich.

Und auch die aktuelle Gesetzgebung zum EU-Lieferkettengesetz müsse sich stärker an der Praxis orientieren. So fordert das Handwerk eine Beibehaltung der ursprünglichen Ausnahme für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) laut Kommissionsvorschlag. Außerdem sollte auf eine Ausweitung der Hochrisikosektoren auf den Bau- und Lebensmittelbereich verzichtet werden. „Wir wünschen eine Konformitäts-Vermutung für europäische Lieferketten. Denn aus unserer Sicht können wir grundsätzlich unterstellen, dass die Standards für Menschenrechte und Umweltschutz in den EU-Mitgliedstaaten auf ausreichend hohem Niveau liegen. Hier müssen keine zusätzlichen Barrieren für unsere Handwerksbetriebe eingebaut werden.“ Es gelte Bürokratie abzubauen statt sie zu verschärfen, so Hellrich und Krautscheid gegenüber Karsten Lucke. Der lobte abschließend das Engagement der Handwerkskammer Koblenz – auch auf internationaler Ebene. „Dass die Kammer den Dialog mit uns EU-Abgeordneten sucht und auch über viele Projekte im Ausland aktiv ist, ist gelebte Demokratie und Gestaltung, geprägt von einer Machermentalität. Für mich sind diese Gespräche mit Praktikern besonders wertvoll.“

Weitere Informationen zur Zusammenarbeit mit der EU gibt bei der Handwerkskammer Koblenz Christiane Zügner, Telefon 0261 398-241, christiane.zuegner@hwk-koblenz.de

 

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Jörg Diester

Jörg Diester
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