05.04.2023 - Galerie der HwK Koblenz zeigt Objekte von 17 Spitzenhandwerkern und ist zugleich Hommage an Gestaltungschefin Karin Bille"Credo" ist Ausstellung und Gedankenforum ganz im Sinne gut gestalteten Kunsthandwerks
12 Jahre hat Karin Bille als Leiterin der Beratungsstelle Formgebung für das gestaltende Handwerk in Rheinland-Pfalz die Arbeit und Entwicklung „ihrer“ Kunsthandwerker mitgeprägt. Die letzte Ausstellung in ihrer Verantwortung „Credo“ setzt nun ein Ausrufezeichen. Denn es geht nicht nur darum, quer durch Gewerke und Bearbeitungsmaterialien gut Gestaltetes in der Galerie Handwerk zu präsentieren, sondern auch um die Frage, „warum wir tun, was wir tun“. Das setzt eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Schaffen voraus, hinterfragt Ideen und ihre Umsetzung. Eine interessante Kombination, wenn man sich über die Arbeit an ganz realen kunsthandwerklichen Produkten hinaus zu deren Hintergründen erklären soll.
„Mich riefen dann einige an und sagten ab, weil der Terminkalender bereits voll sei“, schmunzelt Karin Bille, gelernte Tischlerin und Diplom-Produktdesignerin. „Kurz darauf sagte einer nach dem anderen wieder zu und verfasste seine Texte, die dann alle als Selbstreflexion des eigenen Tuns sehr aufschlussreich fanden.“ 17 Aussteller zeigen nun bis zum 5. Mai in der Galerie der Handwerkskammer (HwK) Koblenz ihre Arbeiten – samt textlicher Gedanken dazu.
Die Eröffnung der Ausstellung wurde dann auch zur großen Abschiedsfeier einer Beraterin, die Rheinland-Pfalz weit wichtige Akzente im Bereich Gestaltung setzen konnte. HwK-Präsident Kurtz Krautscheid fasste das 12-jährige Wirken Billes so zusammen: „Credo ist nicht nur eine hochspannende, herausfordernde Präsentation von Kunsthandwerk aller Facetten. Es ist zugleich auch eine Zusammenfassung vieler Jahre beratender Tätigkeit von Karin Bille mit unseren Handwerkinnen und Handwerkern. Und ganz sicher ist es auch ein Dankeschön für viele wertvolle Hinweise und Ideen, für das tatkräftige Anpacken bei Veranstaltungen und ihren unermüdlichen Einsatz. Denn auch das sagen unsere gestaltenden Handwerker: Sie war sich für nichts zu fein – eine wahrhafte Überzeugungstäterin im Sinne guter, handwerklicher Gestaltung und ihrer Präsentation!“
Aus dem Wirtschaftsministerium sprach Staatssekretärin Petra Dick-Walther vor 120 Gästen und lobte Karin Bille „als Pionierin, die bereits mit ihrem Ansatz einer handwerklichen Tischlerausbildung andere Herangehensweisen an Gestaltung mitbrachte.“ Als Praktikerin wusste sie genau, was sich mit unterschiedlichen Materialien umsetzen lässt, und was nicht. „Sie hat dem Kunsthandwerk viel Gewicht und Gehör verschafft!“
Ralf Hellrich, Hauptgeschäftsführer der Koblenzer Kammer sagte zu, „dass wir das Kreativhandwerk weiter betreiben werden, weil wir aus den gemachten Erfahrungen damit sehr erfolgreich waren. In allen gestaltenden Handwerken zieht so Kunst und Kultur ein.“ An die Ausstellungsmacherin gerichtet stellte Hellrich auch fest: „Eine Blaupause Karin Bille kriegen wir nie wieder! Wir alle bedanken uns für 12 Jahre treue Arbeit für das rheinland-pfälzische Handwerk! Unter Karin Bille haben alle begriffen, wie wichtig individuelle Aussagekraft ist, denn das Kunsthandwerk hat nur eine Chance, wenn es eigene Ideen und Entwürfe fernab der Regale der Industrie verwirklicht.“
Die scheidende Gestaltungsexperten griff diesen Gedanken im Sinne des Kunsthandwerks auf und appellierte: „Wenn wir uns als Gruppe organisieren, werden wir gesehen. Vernetzung über die Gewerke hinweg war mir immer wichtig. Diesen Weg müssen wir intensivieren, denn die Zukunft wird rauer und wir müssen anders denken und agieren.“ Das traf letztlich auch die Frage an alle Aussteller, „warum wir tun, was wir tun.“
„Credo“ – das Wort umschreibt ein Glaubensbekenntnis oder einen Leitsatz. So lässt sich aus den Objekten in der Galerie Handwerk auch ableiten, welche Glaubenssätze es braucht, damit Kunsthandwerk, das kreative Arbeiten mit den Händen in seiner Exzellenz, gelingt. Ob Kürschner, Schmuckgestalter, Keramiker, Glasveredler, holz-, stoff-, stein- oder papierverarbeitende Handwerke – querbeet durch Materialien und kunsthandwerkliche Sichtweisen überzeugt „Credo“ mit Ausstellungsinhalten, die zugleich eine Hommage an Karin Bille sind. So ist „Credo“ auch für „ihre“ Kunsthandwerker ein Forum, zurückzuschauen auf gestaltende Wege und deren Ergebnisse. Was kein Abschluss ist, sondern Teil eines fortlaufenden Prozesses. „Darauf freuen wir uns und werden ihn gerne unterstützen“, griff Ralf Hellrich die Bedeutung gut gestalteten Kunsthandwerks auf, das nun einen Monat in der Galerie der HwK Koblenz erlebt werden kann.
Öffnungszeiten sind Donnerstag bis Sonntag, 11.30 bis 16.30 Uhr. Die Ausstellungsräume liegen in der Rizzastraße 24, 56068 Koblenz.
Mehr Informationen: hwk-koblenz.de/galerie