11.07.2023 - Austausch zu Bildungssystemen stand im Mittelpunkt eines Rundgangs durch die AusbildungswerkstättenAbgeordnete des britischen Parlaments zu Gast bei der HwK Koblenz
Die Ausbildung von deutschen Handwerkern im Rahmen des dualen Systems und die direkte Verbindung aus Theorie und Praxis in den Ausbildungswerkstätten der Handwerkskammer (HwK) Koblenz führte eine Delegation britischer Spitzenpolitiker nach Koblenz. Geleitet wurde die Gruppe durch die beiden Abgeordneten des britischen Parlaments Seema Malhotra und Toby Perkins.
Malhotra und Perkins gehören der oppositionellen Labour-Partei an und wurden bereits als Mitglieder eines Schattenkabinetts benannt – Seema Malhotra als Wirtschaftsministerin, Toby Perkins als Bildungsminister. Beide sind seit vielen Jahren politisch aktiv und gelten als Experten für die Berufsbildung, die in England dezentral organisiert und modular aufgebaut ist. Einzelne Module werden zertifiziert und können zu einem Berufsabschluss „zusammengefügt“ werden. Auch die Trägerschaften der Schulen für berufliche Bildung sind weitestgehend anders strukturiert, als in Deutschland. Insofern gab es in den Bildungswerkstatten der HwK Koblenz einen regen Austausch zu den Ausbildungssystemen und die konkrete Vermittlung des Unterrichtsstoffes. Insbesondere die enge Verbindung aus Theorie und Praxis wurde dabei herausgehoben. So bei den Kfz-Mechatronikern, denen die Gäste von der Insel über die Schulter schauten. Dem Erklären von elektronischen Bordsystemen folgte dank kurzer Wege durch die Werkstatt die unmittelbare Schulung an modernen Fahrzeugen ganz unterschiedlicher Hersteller. Denn auch das kennzeichnet das deutsche Ausbildungssystem mit den Säulen Betrieb, Berufsschule und überbetrieblicher Lehrlingsunterweisung (ÜLU) bei der HwK: Ein Geselle ist nicht auf ein Fabrikat spezialisiert, sondern so ausgebildet, dass er die Fahrzeugtechnik insgesamt beherrscht, ob nun in einer Hamburger Werkstatt oder in München.
Im Schweißbereich der HwK wurde Seema Malhotra dann selbst aktiv und griff zum Simulator, durfte sich hier beim Setzen einer Schweißnaht ausprobieren. Abschließend gab es zwischen Bildungsexperten der HwK um deren Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich und den britischen Gästen einen Austausch zu den gemachten Erfahrungen des Tages und den Strukturen des dualen Berufsbildungssystems sowie der Handwerkskammer, die dafür sorgen, junge Menschen erfolgreich zu Fachkräften zu qualifizieren. Auch die Bedeutung von Austauschprojekten, die junge Fachkräfte länderübergreifend in die Praxis anderer Nationen hinschauen lässt, das Prüfungswesen und die Bedeutung des Konsensprinzips in der dualen Berufsausbildung waren Teil des fachlichen Austausches.