Jugendliche üben das Mauern in einer Lehrwerkstatt.
HwK Koblenz/ Constanze Küsel
Die HwK-Angebote richten sich an verschiedene jugendliche Zielgruppen und reichen vom Einstieg in die duale Ausbildung über Unterstützung bei der Existenzgründung bis zur Qualifizierung von Berufsschullehrern auf Bachelor-Niveau. Neu für Ostafrika ist der jetzt sehr viel stärkere praktische Teil der Ausbildung als bisher üblich.

23.02.2024Handwerksausbildung nach deutschem Konzept ist "Exportschlager" in Ruanda

Was die Handwerkskammer (HwK) Koblenz und das rheinland-pfälzische Partnerland Ruanda seit mehr als zwei Jahrzehnten verbindet, ist die gemeinsame Begeisterung für das Handwerk und dafür, wie eine fundierte Ausbildung nach deutschem Vorbild in dem ostafrikanischen Land wertvolle Perspektiven eröffnen kann. Durch die duale Ausbildung als „Exportschlager“ ist längst ein gut funktionierendes Netzwerk und eine tiefe Freundschaft entstanden. Und so war der aktuelle Abschluss des PartnerAfrika-Projekts zwischen der HwK Koblenz und Ruanda nach drei Jahren geprägt von Dankbarkeit und Stolz. Das Land Rheinland-Pfalz hat seit Jahrzehnten eine enge Beziehung zu Ruanda. Die HwK bringt sich dabei aktiv ein. Sie füllt die Partnerschaft durch praxisbezogene Projekte mit Leben. Zum offiziellen Abschluss in Ruanda besuchten Vertreter der HwK Koblenz ihre Partner in Kigali und die HwK-Langzeitexpertin vor Ort Cornelia Zupp. Gemeinsam zogen sie ein positives Fazit mit Zukunftsperspektive.

Die Angebote der Kammer richten sich an Berufsschüler, Auszubildende und Lehramtsstudenten für Berufsschulen. Sie sollen eine höhere Akzeptanz als Handwerker, bessere Beschäftigungsmöglichkeiten und so ein besseres Einkommen erreichen. Im PartnerAfrika-Projekt sind die Studiengänge BTech für Bau- und Kfz-Berufe als hochwertige Ausbildung von Berufsschullehrern gestartet worden. Das Besondere: Sie haben einen stärkeren praktischen Anteil als in Ostafrika üblich und enden mit dem ruandischen Qualifikationslevel 8, das vergleichbar ist mit dem deutschen Bachelor-Abschluss. Das Land beschreitet damit neue Wege bei der praxisorientierten Qualifizierung auf einem höheren Level und ist schon jetzt überzeugt davon: „In Ruanda ist man völlig begeistert vom BTech. Mittlerweile gibt es 22 weitere BTech-Studiengänge, aber wir waren die Ersten“, berichtet Dr. Constanze Küsel, Leiterin der Auslandsprojekte bei der HwK Koblenz, mit Stolz. Diesen Teil führte die HwK in Kooperation mit dem Ministerium für Bildung Rheinland-Pfalz durch.

Ein weiterer Aspekt des PartnerAfrika-Projekts: Die Jugendlichen werden jetzt viel praktischer auf ihre Arbeit in Betrieben vorbereitet. Bisher lag der Schwerpunkt der Ausbildung in Ruanda im rein schulischen Bereich. Durch die Kooperation mit der HwK Koblenz lernen die Menschen in dem ostafrikanischen Land das System und die großen Vorteile der dualen Ausbildung kennen. Jugendliche durchlaufen nun eine intensive Weiterbildung mit einem hohen Anteil betrieblicher Praktika, um sich auf das echte Arbeitsleben im Betrieb vorzubereiten. Im Fokus stehen die Handwerksbereiche Metallverarbeitung mit Schwerpunkt Schweißen, Elektrotechnik mit Schwerpunkt Solar, Bauhandwerk mit Schwerpunkt Hoch- und Tiefbau sowie Grundlagen im Kfz-Bereich. Die Qualität der beruflichen Ausbildung soll verbessert und standardisiert werden. Schon jetzt wurden dabei viele Elektroniker für die Installation von Photovoltaikanlagen weitergebildet. Ralf Hellrich, Hauptgeschäftsführer der HwK Koblenz freute sich in Kigali darüber, was vor Ort erreicht wurde: „Wir erleben hier einen erfolgreichen Abschluss für ein wichtiges Projekt in der Partnerschaft mit Afrika. Die zurückliegenden drei Jahre haben viele Impulse für die berufliche Bildung und Weiterbildung in Ruanda gegeben.“ Aktuell leitet die HwK Koblenz als zweites Projekt in Ostafrika eine Berufsbildungspartnerschaft in den Ländern Ruanda, Uganda und Burundi. Das Angebot wird größtenteils gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) über die Sequa gGmbh. Eine große Hilfe ist der Austausch mit dem Partnerschaftsverein Rheinland-Pfalz/Ruanda e.V..

Die Gründe, warum sich die HwK Koblenz seit mittlerweile über 20 Jahren in Ruanda engagiert, sind vielfältig. „Zunächst gibt es den grundsätzlichen Vorteil, dass Handwerk global wichtig ist für das Leben und die Wirtschaft“, betont Constanze Küsel. Auch Auslandsprojekte helfen dabei, diesen Wert des Handwerks eindrücklich sichtbar zu machen. Eine fundierte handwerkliche Ausbildung, kombiniert mit der ebenfalls angebotenen Unterstützung bei der Gründung von Kleinstunternehmen hilft den Menschen vor Ort außerdem, sich eine eigene Existenz aufzubauen. Langfristig könnte das helfen, Armut und Hunger als Gründe zur Flucht zu verhindern. Und auch in Deutschland kann das Projekt wertvolle Früchte tragen, denn: „Es ist durchaus sinnvoll, junge Menschen in Ostafrika zu qualifizieren und sie mit dem System unserer dualen Ausbildung vertraut zu machen. Das kann ein Türöffner sein, um später als gut ausgebildete Fachkräfte nach Deutschland zu kommen“, erklären Constanze Küsel und Ralf Hellrich.

 

Jörg Diester
Leitung Pressestelle

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